Ein Mann, zwei Frauen? Igitt!

Vorweg: mir ist völlig egal, was erwachsene Menschen in Ihrer Freizeit in ihrer Wohnung machen. Selbst, wenn mich das stören würde: es geht mich schlicht nichts an.

Aber der Themenkomplex “Ehe, Familie, Staat” gehört wirklich mal grundsätzlich aufgeräumt, denke ich. Wir haben zwei Leitplanken, die hier wirken: den Schutz von Ehe und Familie im GG - und die Tatsache, dass den meisten Menschen letztlich egal ist, wie genau Familie aussieht - solange es eine Sache unter Erwachsenen ist und für die Kinder gesorgt ist. Mit moralischen Vorstellungen an das Thema heranzugehen, ist jedenfalls grundfalsch.

Das GG ist hier halbwegs geduldig- und auslegbar: wohnte für die Verfassungsrichter noch im Jahr 2002 der Ehe das "Wesensmerkmal der Verschiedengeschlechtlichkeit der Partner" inne, sahen das ihre Kollegen in 2017 anders. Ebenso kann argumentiert werden, dass der Eltern-Begriff in Absatz 2 in Artikel 6 bewusst nicht deckungsgleich mit den Ehepartnern in Absatz 1 ist. Die Tatsache, dass Homosexualität eigentlich erst 1994 juristisch diskriminierungsfrei war, zeigt meines Erachtens, dass Interpretationen des GG ohne Moralvorstellungen im Hinterkopf erfolgen sollten. Und das wiederum bedeutet, dass ein Familienbegriff mit mehr als zwei Partnern (egal, welchen Geschlechts) und ohne "wahre Liebe" denkbar ist.

Konkret zum Thema:

... mir ist egal, wer wen - und wenn ja: wie viele heiratet - solange der Staat erstmal nichts damit zu tun hat. Auch muss dem Staat wurst sein, ob das Männer, Frauen oder Trans sind, ob die sich liebhaben und wie und ob die Sex haben. Stellt es Euch einfach als erweiterte WG vor, in der die Bewohner füreinander Verantwortung übernehmen.

... wo dem Staat oder den Sozialsystemen durch diesen - nennen wir es mal: erweiterten Familienbegriff - Vorteile entstehen, darf er das "belohnen" oder "schützen". Kann man in die eine oder andere Richtung deklinieren: wenn in der Konstellation "ein Mann, drei Frauen" alle vier einen Job haben, acht Kinder großziehen und sich gegenseitig im Alter pflegen (weil sie sich untereinander vertraglich dazu verpflichtet haben), würde ich sagen, dass der Staat von diesem Konstrukt profitiert. Es muss ja nicht das Ehegattensplitting in der heutigen Fassung sein. Wenn die vier nicht arbeiten und keine Kinder haben gibt es eben viermal Hartz - und trotzdem brauchen die dann nur eine Wohnung, einen Kühlschrank ... so gesehen hätten die Sozialsysteme also sogar dann einen Vorteil.

... was ich mir schon weiter wünsche: dass der Staat das Thema "Kinder" fördert oder belohnt (wenn irgendwo der Begriff : "der Staat investiert" zulässig ist, dann hier: in Kinder und deren Bildung). Kann man treuhänderisch an die biologischen Eltern geben, wie die das dann ggf. privatrechtlich in deren ggf. erweiterter Familie regeln, geht den Staat wiederum nichts an.

... jetzt geht es ans Eingemachte: Themen wie Unterhalt, Sorgerecht, Erbrecht, Pflegevollmacht ... echt dicke Bretter, ja. Aber das ist Politik halt nun mal. "Einfach" können AfD und Linke. Und das lohnende Ergebnis wäre eine zeitgemäße Familienpolitik.

... das Thema, inwieweit das alles auch für Zugewanderte, egal welchen Glaubens, gilt, würde ich davon komplett unabhängig betrachten.