Helios 40 85 mm f/1,5 - Krasses Teil

Manchmal verliebt man sich in eine Linse, obwohl sie objektiv betrachtet alles andere als perfekt ist. Genau so ging es mir mit dem Helios 40 85mm f/1.5 – einem russischen Porträtobjektiv aus der analogen Ära, das mich mit seinem Charakter eingefangen hat. Ich habe die Version mit M39-Gewinde, was ursprünglich für ältere Zenit- oder Zorki-Kameras gedacht war, aber heute problemlos mit zwei Adaptern an meine moderne Nikon Z fc passt.

Warum dieses Objektiv?

Ich hatte schon viel über den legendären "Swirly Bokeh" des Helios gelesen – diesen wirbelnden Unschärfeeffekt im Hintergrund, der den Bildern einen fast gemalten Look verleiht. Das Helios 40 hebt das Ganze mit seiner extremen Offenblende von f/1.5 auf ein neues Level. Die Trennung zwischen Vorder- und Hintergrund ist brutal – auf eine schöne Art. Bei den Beispielfotos sind "traumhafte" Effekte entstanden, die kaum ein modernes Objektiv so analog-reizvoll hinbekommt.

Die Herausforderung mit Streulicht

So sehr ich die Bilder liebe, die dieses Objektiv produziert, so offen muss ich auch über seine Schwächen sprechen: Das Helios 40 ist extrem anfällig für Streulicht. Schon ein kleiner Lichteinfall von der Seite kann Kontrast und Brillanz ruinieren. Das mag bei bestimmten Vintage-Looks gewollt sein – bei mir war es oft einfach nur frustrierend.

Da es für die M39-Version kaum passende Streulichtblenden gibt, habe ich mir kurzerhand selbst geholfen: Ich habe eine Streulichtblende entworfen und in 3D gedruckt, die perfekt auf den vordersten Ring des Objektives geklemmt werden kann. Sie verbessert den Kontrast spürbar und hilft dabei, die Bildqualität auch bei schwierigen Lichtverhältnissen stabil zu halten.

Falls du auch ein Helios 40 besitzt: Ich stelle die STL-Datei kostenlos auf Printables.com zur Verfügung. Dort findest du sie unter dem Namen Streulichtblende Helios 40 85mm 1,5.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass das Fett, das zum Schmieren des Fokusganges verwendet wurde, mit der Zeit zäh wird. Die gute Nachricht: mit ein bisschen Geduld kann man das Objektiv auch als ungeübter Bastler recht einfach auseinander bauen, reinigen und wieder zusammenbauen. Hier eine kleine Anleitung bei YouTube.

Verwendung an modernen Kameras

Obwohl das Helios 40 aus den 1950ern stammt, lässt es sich mit zwei Adaptern - einer, der die 39mm auf das gängigere 42mm anpasst und ein einfacher von 42mm auf Nikon Z - wunderbar an meiner Nikon Z fc nutzen. Durch den großen Bajonett-Durchmesser der spiegellosen Z-Kameras und den geringen Auflagemaß ist sogar die Unendlichfokussierung möglich – was bei Adaptionen nicht immer selbstverständlich ist. Der manuelle Fokusring läuft schwer, aber präzise – und die Blende lässt sich stufenlos einstellen. Ein Genuss für entschleunigtes Fotografieren.

Mein Fazit

Das Helios 40 ist kein Objektiv für jedermann. Es ist schwer, groß, unbeschichtet (zumindest mein Exemplar), manchmal zickig – aber es belohnt Geduld und Sorgfalt mit einer Bildästhetik, die ich bei modernen Linsen oft vermisse. Gerade in Verbindung mit einer spiegellosen Kamera wie der Nikon Z fc und meiner selbstgedruckten Streulichtblende ist es für mich zu einem echten Lieblingswerkzeug geworden.